Sektion 6: Ästhetische Erziehung als Museumsaufgabe?
Marcello CO-Test, Bonn
Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge als kulturhistorisches Museum mit dem Thema der historischen ästhetischen Bildung
Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge ist ein Museum der von der industriellen Massenproduktion geprägten Sachkultur des 20. Jahrhunderts. Kern der Institution ist das Archiv des Deutschen Werkbundes, eine 1907 gegründete Vereinigung von Künstlern, Industriellen und Kulturpolitikern, die als Teil der utopischen Kulturtendenzen zu Beginn des 20. Jh. eine Lebensreform angestrebt hat. Durch eine reformierte, modern-sachliche Gestaltung von industriell gefertigten Produkten, von Architektur und Lebensraum sollte der zunehmenden Entfremdung entgegengewirkt und ein neuer Verständigungszusammenhang zwischen Entwerfer, Produzent, Verkäufer und Verbraucher über die Etablierung ethisch fundierter Werte wie Qualität, Materialgerechtigkeit/Ehrlichkeit, Funktionalität/Nützlichkeit und Nachhaltigkeit geschaffen werden. Neben der Einflussnahme auf ein zeitgemäßes Entwerfen und Produzieren von Dingen und Ensembles war die ästhetische Bildung Kernaufgabe des DWB – durchaus im Sinne der individuellen Selbstbestimmung. In der Dauerausstellung sind die Sammlungsobjekte in Mustersammlungen zusammengestellt, die zum einen die Grundlagen der polarisierenden Werkbundprogrammatik vermitteln und zum anderen allgemeine Aspekte der Material-, Form-, Funktions- und Nutzungsgeschichte der Dinge im 20. Jahrhundert.
Von seiner ganzen Struktur und Geschichte ist das Museum im Gegensatz zu vielen anderen Museen nicht monologisch aufgebaut, sondern dialogisch.
Die Sammlungsobjekte sind in spannungsvollen Konstellationen gegenüber gestellt.
Teil des geplanten Beitrags ist die Fragestellung wie sich bei dem skizzierten Kernthema die institutionelle Identität als offene Struktur und museale Versuchsanstalt realisieren lässt. Ziel ist ausgehend von der heutigen Produktkultur die Geschichte der Dinge im 20. Jahrhundert und der Gegenwart immer wieder neu wahrzunehmen und wahrnehmbar zu machen und keinen Kanon zu vermitteln. Damit verbunden ist die Offenlegung von kunsthistorischen Bedeutungskonstruktionen in der Bewertung von Dingen und nicht die Vermittlung was ästhetisch gut oder schlecht ist.
Kurzbiografie Marcello CO-Test
seit 2005 1
seit 2005 2
seit 2005 3
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte
Deutsche Malerei des 19. Jh.s