Sektion 5: Vergleichen und deuten: Semantiken der Form
Marcello CO-Test, Bonn
Von roten Säulen, roten Pfeilen und roten Fäden. Die Frame-Semantik als subjektbasierte Deutung von Formen und Formkonstellationen.
Wir können uns darüber streiten, welche Methode die leistungsfähigste sein könnte, um Artefakte und Formen angemessen zu beschreiben, zu vergleichen und zu bewerten. Der folgende Beitrag möchte den Spieß jedoch umdrehen: Geht es bei der Suche um die Semantik und Deutbarkeit von Formen wirklich um die Form? Oder geht es bei der Suche nicht eher um uns und unsere Bedeutung? Was ist in diesem Zusammenhang – wie im Ausschreibungstext formuliert – unter „der Kunstgeschichte“, unter „der konsistenten Methode“, „den konkreten Strategien“ und unter „Kennerschaft“ zu verstehen und welche Rolle fällt dabei „den Autoritäten“ (Winckelmann, Wölfflin oder der Wiener Schule) zu? Die Frage soll hier eher lauten: Auf welcher methodischen Basis lesen „wir“ heute Formen?
An ausgewählten Beispielen der Vormoderne soll dargestellt werden, was passiert, wenn wir uns weniger auf die Beschaffenheit der Methode konzentrieren, sondern uns klarmachen, welchen Standpunkt wir im Zuge einer Methodenwahl einnehmen, welches „Weltwissen“ wir mit der jeweiligen Standpunktwahl aufrufen, welches „kommunikative/mentale/raumsoziologische Verhältnis“ wir zu den Artefakten und Formen jeweils einnehmen, welche Rollen dabei andere Akteure wie Betrachter, Benutzer und Autoritäten/Interpreten in diesen Konstellationen einnehmen können und welche Auswirkungen dies wiederum auf die Lesbarkeit, Vergleichbarkeit und Deutungsfähigkeit zeitigen kann.
Am Ende wird die Frage stehen: Reicht es aus, die Objekte, Formen und Methoden darzustellen? Müssen wir nicht auch unsere jeweiligen Rollen beschreiben, vergleichen und bewerten? Und wären dann von dieser Standortbestimmung ausgehend, die Methodenwahl, die Beschreibvorgänge, die Vergleichsanalysen und Deutungsprozesse als aktive schöpferische Prozesse zu verstehen, die letztlich die „Semantik der Formen“ mitbestimmen können? Inwieweit würde dann in der Konsequenz die „Kunstgeschichte“ gewissermaßen zwischen den Möglichkeiten der Wissenschaft und der Kunst changieren? Oder entschärfter: Lassen sich die Methoden der Kunstgeschichte ggf. mit schöpferischen Prozessen der Kunst vergleichen?
Kurzbiografie Marcello CO-Test
seit 2005 1
seit 2005 2
seit 2005 3
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte
Deutsche Malerei des 19. Jh.s