Sektion 4: Konvolut – Ensemble – Objektkollektiv
Samstag, 30. März 2019, 14:00–14:30 Uhr, ZHG, Hörsaal 009
Katharina Kurz, Ulm

Über Objektkarrieren im Museum und den Umgang mit Konvoluten

Sammlungen, das sind die Herzstücke von Museen, um die sich die vielfältigen Tätigkeiten und Aufgaben ranken, das darin verwahrte kulturelle und natürliche Erbe zu umsorgen. Die Bestände der Museen sind divers, haben sich bis heute in eine unzählige Vielfalt ausdifferenziert und tun dies weiterhin. Die fachwissenschaftlichen Disziplinen, die Quellenfächer, wiederum tragen nach wie vor einen bedeutenden Anteil daran, diese Sammlungen auszuweiten, auszustellen, zu vermitteln, bewahren, erforschen und zu dokumentieren. Die Objekte, die die museale Sammlung zu dem machen, was sie ist, waren und sind in dieser Hinsicht immer wieder Gegenstand der Auseinandersetzungen aus vielerlei Perspektiven. Was jedoch eine klare Fehlstelle ist, ist der Umgang mit Konvoluten. Dabei ist es nicht der Fall, dass diese nur in rarer Form oder lediglich zu spezifischen musealen Beständen gehören würden, sondern vielmehr so, dass der Begriff scheinbar aus dem Archivwesen übernommen worden ist und in musealer Praxis oftmals unter eine „Mehrzahl gemeinsam beschaffter Dinge“ (M. Walz 2016, S. 178) fällt, während in entsprechender wissenschaftlicher Literatur keine Definition auszumachen ist.
Die Aufgaben des Museums spielen in diesem Zusammenhang insofern eine wichtige Rolle, als dass die Tätigkeiten der musealen Praxis die Bewertung eines Objekts und damit auch die Bedeutungsproduktion um die Objekte beeinflussen – und zwar in ihrer Objektkarriere vom unsichtbaren Artefakt zum sichtbaren Bedeutungsträger. Auf Grund verschiedener Faktoren der Dingqualität (z. B. Ästhetik, Kommerzialität, konservatorische Sensibilität etc.) aber auch aus kulturpolitischen, institutionellen, pragmatischen Gründen und/oder individuellen Interessen werden die Objektkarrieren im Museum beeinflusst. Und diese „Karriereleiter“ zu erklimmen ist für unscheinbare Konvolutobjekte, die quasi einer Sammlung in einer musealen Sammlung angehören, schwieriger als für ikonenhafte Einzelobjekte – oder?
U. a. dieser Frage ist mit der Arbeit „Objektkarrieren im Museum – eine museologische Untersuchung über den Umgang mit Konvoluten“ nachgegangen worden. Sie liefert anhand eines Fallbeispiels, dem Vorlass eines Schweizer Textildesigners an das Museum für Gestaltung Zürich, empirische Ergebnisse aus qualitativ geführten Interviews und stellt eine theorie- und praxisgeleitete Definition des Begriffs „Konvolut“ im musealen Kontext zur Diskussion.
Kurzbiografie Katharina Kurz
2010–2013Studium der Materiellen Kultur und Philosophie in Oldenburg (Bachelorarbeit: „Präsentationsmodi von Bekleidung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg“)
2013–2017Studium Museum und Ausstellung in Oldenburg (Masterarbeit: „Objektkarrieren im Museum – eine museologische Untersuchung über den Umgang mit Konvoluten“)
2015Austauschsemester im Fachmaster Art Education: ausstellen&vermitteln, Zürcher Hochschule der Künste
2015–2016kuratorische Assistenz (Abt. Ausstellungen) und Forschungsaufenthalt (Abt. Sammlungen) am Museum für Gestaltung Zürich
seit 2017Wiss. Volontärin im HfG-Archiv / Museum Ulm Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Gestaltung ausstellen“ (gefördert von der VolkswagenStiftung)
2018/19Lehrauftrag für Kommunikationstheorie an der HfG Schwäbisch Gmünd
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Ausstellungstheorie und -praxis; Design / angewandte Designforschung; Theorie und Geschichte des Museums; das museale Objekt
Publikationsauswahl
  • (mit Tobias Hebel) „Wolkenkuckucksburg – Was wäre die Stadt ohne die Universität?“, in: Rudolf Holbach (Hg.), Wolkenkuckucksburg – Was wäre die Stadt ohne die Universität?, Ausstellungskat., Oldenburg 2014, S. 10–13; 52–55.
  • Giovanni Batista Piranesi: De Romanorum Magnificentia et Architectura 18 – Baudekor (1761), in: Michael Sommer (Hg.), Sehnsuchtsort Rom. Die Antike in Piranesis Veduten, Oldenburg 2015, S. 80–87.