Samstag, 30. März 2019, 16:30–18:30 Uhr, ZHG, Hörsaal 008

Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte

Digital zu den Dingen

Leitung: Peter Bell, Erlangen / Stephan Hoppe, München / Georg Schelbert, Berlin

Geisteswissenschaftliche Arbeiten auf der Basis von digitalen Daten und digital basierte Kommunikation stellen inzwischen im Fach Kunstgeschichte eine dynamisch wachsende Praxis dar. Diese ist wiederum zunehmend Gegenstand von vielfältigen Diskussionen über die Auswirkungen auf den konkreten Umgang mit den Originalen des kunsthistorischen Forschens – eben den „Dingen“.
Während die digitale Repräsentationen von Bau- und Kunstwerken – wie seinerzeit die Fotografie – zunächst ein mediales Substitut der Dinge selbst sind, kann im digitalen Format weitaus mehr erfasst, gespeichert und vermittelt werden, als ein zweidimensionales analoges Bild. Mit diesem Medientyp verbindet sich beispielsweise nicht nur der Vorteil, dass digitale Repräsentationen und weitere zugehörige Informationen praktisch orts- und zeitunabhängig verfügbar sind, sondern auch der Umstand, dass Materialeigenschaften und andere Qualitäten des Werkes, die etwa auf kunsttechnologischen Erhebungen beruhen, ebenso erfasst werden können und den Forscher/-innen in einer Weise präsentiert werden können, die sie ohne Spezialkenntnisse und -instrumente in der Regel am Original gar nicht erfassen können. Die digitale Reproduktion des Dings wird gleichzeitig zu dessen Wissensspeicher und Knotenpunkt im semantischen Netz.
Zielen diese Überlegungen vor allem auf eine Erweiterung der Forschungspraxis, der sich auch das Fach Kunstgeschichte stellen sollte, ist damit keineswegs gemeint, dass die Autopsie und Handhabung des Originalwerks ersetzt werden solle. Vielmehr ist von einer komplementären Ergänzung auszugehen und es ist vielmehr zu beobachten, dass das Interesse an der Materialität und Objekthaftigkeit von Kunst in jüngerer Zeit gestiegen ist – ja, ggf. dieser „material turn“ auch durch die Digitalisierung mit ausgelöst worden sein könnte.
Das vom Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte und Bildung im Verband Deutscher Kunsthistoriker organisierte Forum widmet sich dem Um- und Weiterdenken in Bezug auf Dinge und Digitalität und verbindet praktische Vorschläge mit theoretischer Reflektion in einem diskursiven Format von drei Kurzvorträgen mit Koreferaten.

Bitte beachten Sie, dass beim Eintritt zu allen Forumsveranstaltungen eine gültige Kongress- bzw. Tageskarte vorzuzeigen ist.

 

Am Samstag, 30. März 2019, 14:00–15:30 Uhr, stehen im Salon auf dem XXXV. Deutschen Kunsthistorikertag (Foyer des ZHG)
als Ansprechpersonen des Arbeitskreises zur Verfügung:
Lisa Dieckmann, Köln, Georg Schelbert, Berlin, und Holger Simon, Köln.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, zum „Treffen und Parlieren“ vorbeizukommen!

 

Kurzbiografie Peter Bell
2001–2011Studium und Promotion an der Philipps-Universität Marburg (Dissertation: „Getrennte Brüder und antike Ahnen. Repräsentationen der Griechen in der italienischen Kunst zur Zeit der Kirchenunion (1438–1472)“)
2006–2011Wiss. Mitarbeiter im SFB 600 „Fremdheit und Armut“ der Universität Trier
2011–2018Wiss. Mitarbeiter der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Interdisciplinary Center for Scientific Computing (IWR) sowie WIN-Kollegiat und Forschungsgruppenleiter an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
seit 2017Professor für Digital Humanities mit Schwerpunkt Kunstgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Digitale Kunstgeschichte, Bildverarbeitung (Computer Vision); Repräsentationen von Fremdheit und Kulturtransfer
Publikationsauswahl
  • Getrennte Brüder und antike Ahnen. Repräsentationen der Griechen in der italienischen Kunst zur Zeit der Kirchenunion, 1438–72, Marburg 2015.
  • (mit Björn Ommer) Training Argus. Ansätze zum automatischen Sehen in der Kunstgeschichte, in: Kunstchronik Jg. 68 Nr. 4 (2015), S. 414–420.
  • (Hg. mit Piotr Kuroczynski und Lisa Dieckmann) Computing Art Reader. Einführung in die digitale Kunstgeschichte, Heidelberg 2018.
  • (mit Leonardo Impett) Ikonographie und Interaktion. Computergestützte Analyse von Szenen der Evangelien, in: Das Mittelalter. Themenheft „Digitale Mediävistik“, 2019/1.
Kurzbiografie Stephan Hoppe
1987–1994Magisterstudium der Kunstgeschichte, Mittleren und Neueren Geschichte, Theater- Film- und Fernsehwissenschaft und Geographie in Köln, Bonn und Berlin
1996Promotion an der Universität zu Köln („Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland. Untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570“)
1998–2006Wiss. Mitarbeiter, dann Hochschulassistent am Lehrstuhl für Baugeschichte der Universität Dortmund, anschl. am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln
2007–2009Stipendiat der Fritz-Thyssen-Stiftung am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln (Forschungsarbeit zu Architekturzeichnungen der nordalpinen Renaissance)
2009Habilitation an der Universität zu Köln („Die imaginierte Antike. Bild- und Baukonstruktionen architektonischer Vergangenheit im Zeitalter Jan van Eycks und Albrecht Dürers“)
seit 2010Professor für Kunstgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Bayerischen Kunstgeschichte (sowie Architekturgeschichte und Digitale Kunstgeschichte) an der LMU München
seit 2012Ordentliches Mitglied des Instituts für Bayerische Geschichte der LMU München
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Kunst des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit; höfische Kunst- und Architektur in Mitteleuropa; Bildmedien der Architektur; digitale Kunstgeschichte; Deckenmalerei in Mitteleuropa der Renaissance und des Barock
Publikationsauswahl
  • Was ist Barock? Architektur und Städtebau Europas 1580–1770, Darmstadt 2003.
  • (Hg. mit Frank Büttner, Meinrad von Engelberg und Eckhard Hollmann), Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Bd. 5: Barock und Rokoko, München/Berlin/London/New York 2008.
  • Northern Gothic, Italian Renaissance and beyond. Toward a ‘thick’ description of style, in: Monique Chatenet (Hg.), Le Gothique de la Renaissance, Paris 2011, S. 47–64.
  • Architectonic parity. The coordinated apartments of ruling princes and princesses in German court residences, 1470–1547, in: Monique Chatenet und Krista De Jonge (Hgg.), Le prince, la princesse et leurs logis, Paris 2015, S. 159–176.
  • German Architectural Models in the Renaissance (1500–1620), in: Sabine Frommel (Hg.), Les maquettes d’architecture. Fonction et évolution d’un instrument de conception et de réalisation, Paris 2015, S. 131–142.
Kurzbiografie Georg Schelbert
1988–1995Studium der Kunstgeschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Philosophie in München und Bonn (Magisterarbeit: „Der Chor des Freiburger Münsters – Planung und Gestaltung unter dem Baumeister Johann von Gmünd“)
1995–1996Mitarbeit am Dehio-Handbuch und wiss. Mitarbeiter am Landesdenkmalamt Dresden
1997–2005Wiss. Mitarbeiter an der Bibliotheca Hertziana, Rom
2004Promotion an der LMU München 2004 („Der Komplex von SS. Apostoli und die Kardinalspaläste des Quattrocento in Rom“)
2005–2011Wiss. Mitarbeiter an der Universität Trier und am Projekt Lineamenta an der Bibliotheca Hertziana, Rom
seit 2011Wiss. Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter der Mediathek
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Architekturgeschichte der Frühen Neuzeit; Geschichte und Kunst der Stadt Rom und ihre Dokumentation; Geschichte und Theorie der kunsthistorischen Dokumentation; digitale Kunstgeschichte – Praxis und Theorie
Publikationsauswahl