Die jüngere kultur- und geisteswissenschaftliche Forschung ist von einer befremdlichen Zwiespältigkeit geprägt: Im Zentrum der jüngeren Theoriebildung steht eine Rehabilitierung der Dinge, Bilder und Artefakte, die nicht mehr nur als Zeichenträger, als Gegenstände subjektiver Konstruktionen oder als lediglich instrumentell-materielle Bedingungen menschlichen Handelns verstanden werden. Mit sehr unterschiedlichen Begründungen und Akzentuierungen ist vielmehr der irreduzible Anteil der Objekte an der Konstitution von individuellen Handlungen und von sozialen Interaktionen betont worden.
Während auf theoretischer Ebene ein Ruf zurück zu den Dingen zu vernehmen ist und deren Materialität nachdrücklich in den Blick kommt, zeichnen sich in der Forschungspraxis, in den wissenschaftlichen Institutionen und in den Förderprogrammen nur allmählich Veränderungen ab, die den jüngeren theoretischen Einsichten gerecht werden. Wie aber müssten wir jene Orte und Situationen gestalten, die es uns erlauben, mit der „Herausforderung des Objekts“ und mit dessen Materialität Ernst zu machen? Muss nicht gerade die universitär-akademische Kunstgeschichte dazu neue Formen der Zusammenarbeit mit Museen, namentlich mit Kuratoren und Restauratoren, oder mit der Denkmalpflege suchen? Und müssten wir nicht unsere Lehrpläne, Forschungsagenden und Förderformate überdenken?
Das Treffen der Berufsgruppe versteht sich als Einladung, darüber nachzudenken, wie wir unsere eigene Forschungspraxis und deren institutionelle Rahmenbedingungen weiterentwickeln können. Im Zentrum steht daher nicht allein die Diskussion aktueller theoretischer Positionen, sondern vor allem die Frage nach geeigneten Praktiken und Arbeitsformen, die den neueren theoretischen Herausforderungen und Einsichten entsprechen können. Drei Beiträge entfalten die skizzierte Problematik und beleuchten sie vor dem Hintergrund aktueller Fallbeispiele. Auf dieser Grundlage soll das Forum Gelegenheit zu einer vertieften Diskussion geben.