Das Modell ist in der Architekturforschung als Entwurfs-, Rekonstruktions- und Repräsentationsmedium, aber auch als Sammlungsgegenstand präsent. Die Referate der Sektion nehmen diese vielfältigen medialen Funktionen zum Ausgangspunkt, stellen sie jedoch in medienkritischer Absicht in den Kontext von gesellschaftlichen Macht- und Deutungsansprüchen. Auch wenn der Objektstatus von Architektur zugunsten von Bildwirkungen und Nutzungsprozessen derzeit fragwürdig wird, rücken Architekturmodelle als dingliche Artefakte zwar in neue Wahrnehmungs- und Wirkungszusammenhänge, sie scheinen jedoch historisch weit zurückreichende Charakteristiken weiterhin hartnäckig zu bewahren: So wie Architekten und Machthaber bei Entwurf und Planung räumlich-territoriale Zukunftsvisionen anhand von Modellen öffentlich diskutieren, medial inszenieren und damit die politische Dimension der Thematik demonstrieren, können musealisierte Architektur- und Stadtmodelle zur Legitimationsgrundlage für retrospektive Bauvorhaben, Geschichtsbilder und Wissensordnungen werden. Nicht selten gehen damit auch spezifische Vorstellungen ästhetischer, kultureller und zivilisatorischer Modernisierung einher, deren hierarchische Struktur die Sektion in den Blick nimmt.
Die Beiträge widmen sich konkreten institutionellen Zusammenhängen von Architektur im Modellformat und fragen nach entsprechenden Wissenskonstellationen und Repräsentationsabsichten – etwa durch das Archivieren von Nachlässen, die Präsentation von Architekturmodellen in Architektur- und Kunstsammlungen oder in Stadt-, Geschichts- und Militärmuseen und nicht zuletzt in den Entwurfsstudios der Architekturausbildung an Universitäten und Akademien. Ziel der Sektion ist es, Modell-Architekturen in ihren institutionellen Verflechtungen und gesellschaftlichen Bedingungen zu analysieren und ihren Anteil an der Ausbildung, Festigung oder auch Brechung von „Dominanzkulturen“ aufzuzeigen. Dies geschieht im Spannungsfeld eines Modellbegriffs, das sich zwischen den Polen von Erkenntnis- und Kommunikationsmedium erstreckt. Denn das Architekturmodell ist einerseits theoretisches Erkenntnisinstrument im Sinne eines Idealtypus und andererseits Werkzeug der Visualisierung für das Postulat von Ideen und für den Disziplinierungsanspruch gegenüber Menschen.