Der „material turn“ in der Wissenschaftsgeschichte hat auch in der Kunstgeschichte die materiellen, technischen sowie medialen Verfahren der Erkenntnisgewinnung in den Vordergrund gerückt. Doch hat unser Fach auch auf die Wissenschaftsgeschichte zurückgewirkt: Dort sind die ästhetischen und performativen Figurationen des Wissens zum Forschungsgegenstand avanciert.
Die Wissenschaftsgeschichte ist auf die Rekonstruktion der Genese „epistemischer Dinge“ (H.-J. Rheinberger) aus. Welcher Art „epistemischer Dinge“ aber sind Kunstwerke? Dieser Frage geht die Sektion nach – sowohl mit Blick auf die Produktion wie auf die Rezeption von Werken der Kunst. Im Fokus stehen also einerseits die Arbeitstechniken von Künstlern, die ihre Arbeiten aus dem Material heraus entwickeln, andererseits die objektorientierten Analyseverfahren der Kunstgeschichte, der Restaurierung und der Materialforschung, die darüber Aufschluss versprechen. Lassen sich Werkprozesse auch als Experimente mit dem Material verstehen, in dem visuelles Wissen sich immer wieder neu konstituiert? Und welches Wissen vom Werk entsteht, wenn es mit den vielfältigsten, auch technischen Analyseverfahren untersucht wird?
Das Werk zeugt von offenen Prozessen der Gewinnung von (poetischem) Wissen in der Auseinandersetzung mit dem Material, die nun in den Mittelpunkt geraten. Was bedeutet dies für unser Werkverständnis? In einer vielstimmigen Debatte über die Werke als Objekte der materiellen Bearbeitung und Erschließung sollen jene künstlerischen und kunsthistorischen Praktiken diskutiert werden, die Werke zuerst entstehen lassen – bevor sie als Dinge besonderer Art die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen.