Samstag, 30. März 2019, 9:00–15:45 Uhr, ZHG, Hörsaal 104

Zeichnungsforschung im digitalen Zeitalter

Leitung: Joachim Jacoby, Düsseldorf / Martin Sonnabend, Frankfurt a. M. / Anne-Katrin Sors, Göttingen

Vielfältig sind die Veränderungen, die im digitalen Zeitalter über die Erforschung von Zeichnung und ihre kennerschaftliche Beurteilung hereinbrechen: Datenbanken stellen in ungekannter Weise Vergleichsmaterial zur Verfügung, erfordern aber auch neue Erfassungskriterien, zwingen zur Überprüfung traditioneller Sichtweisen. Zugleich eröffnen sich neue Erkenntnispotentiale, die ihrerseits neue Anforderungen an die Ausbildung stellen. Fragen drängen sich auf: Welche Kriterien leiten die Erschließung der Zeichnungsbestände in Graphischen Sammlungen und Kabinetten, welche wissenschaftlichen Anforderungen müssen dabei berücksichtigt werden? Werden Informationen nur leichter, umfangreicher und bildgestützt erreichbar oder besitzt die bessere Verfügbarkeit eine neue Qualität für die Forschung? Stellt die explosionsartig ansteigende Materialmenge traditionelle Methoden in Frage, wie könnten und sollten neue digital gestützte Ansätze und vertraute Praktiken zueinander ins Verhältnis gesetzt werden? Impliziert die neue Materialbasis neue Problemstellungen und methodische Ansätze? Für welche Frageansätze genügt diese Dokumentationsform? Bleibt Autopsie andererseits unverzichtbar und Kennerschaft ein zwingend erforderliches Instrumentarium? Kann digitale Vergleichbarkeit die Modi vergleichender Formanalyse verändern?
In den Beiträgen der Sektion wird der Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen. Grundsätzliche Fragen zur Erfassung und Rubrizierung von Bilddaten werden aufgeworfen, die Relevanz von digital zugänglichem Material wird an Fallbeispielen niederländischer und italienischer Zeichnungen analysiert, das Potential spezifischer datentechnischer Untersuchungsmethoden für die Zeichnungsanalyse problematisiert und die Bedeutung eines datengestützten kennerschaftlichen Herangehens in der Ausbildung von Kuratorinnen und Kuratoren, aber auch als disziplinrelevantes Arbeitsinstrument thematisiert.

Kurzbiografie Joachim Jacoby
­Selbständiger Kunsthistoriker
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Süd- und nordalpine Kunst des 16. und 17. Jh.s
Kurzbiografie Martin Sonnabend
1975–1986Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Soziologie in Köln, Münster und Hamburg
1986Promotion an der Universität Hamburg („Antoine-Louis Barye. Studien zum plastischen Werk“)
1987–1989Wiss. Volontär an der Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt a. M.
1989–2001Wiss. Mitarbeiter in der Graphischen Sammlung im Städel Museum, Frankfurt a. M.
seit 2001Leiter der Graphischen Sammlung im Städel Museum (zuständig für Zeichnungen und Druckgrafiken bis 1750)
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Zeichnungen und Druckgrafiken des 15.–18. Jh.s; Geschichte des Sammelns
Publikationsauswahl
  • Rembrandt. Die Radierungen im Städel, Ausstellungskat. Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie 2003, Frankfurt a. M./Köln 2003.
  • Albrecht Dürer. Die Druckgraphiken im Städel Museum, Ausstellungskat. Guggenheim Museum 2007 und Städel Museum 2007/08, Frankfurt a. M./Köln 2007.
  • Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen / Drawings and Attributions, Ausstellungskat. Städel Museum 2009, Frankfurt a. M./Petersberg 2009.
  • (mit Jon Whiteley) Claude Lorrain. Die verzauberte Landschaft, Ausstellungskat. Ashmolean Museum 2011/12 und Städel Museum 2012, Frankfurt a. M./Ostfildern 2011.
  • (mit Michiel Plomp) Watteau. Der Zeichner, Ausstellungskat. Städel Museum 2016/17 und Teylers Museum 2017, Frankfurt a. M./München 2016.
Kurzbiografie Anne-Katrin Sors
1994–2003Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Aachen, Freiburg/Basel, Madrid und Berlin (Magisterarbeit: „Text und Bild in Johann Georg Tibianus mario­logischem Traktat von 1588“)
2003–2008Pro­motion an der Freien Universität Berlin („Religiöse Druck­graphik in Ant­werpen um 1600 – Alle­gorisch-em­blematische In­ventionen in Büchern Serien und Einzel­blättern“)
2008–2009Wiss. Volontariat am Herzog Anton Ulrich-Museum Braun­schweig
seit 2009Leiterin der Kunst­sammlung und Dozentin am Kunst­ge­schichtlichen Seminar der Universität Göttingen
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Niederländische, flämische, deutsche und spanische Kunst der Frühen Neuzeit; Geschichte der grafischen Künste; Bild-Text-Verhältnis in der Druckgrafik der Frühen Neuzeit; universitäre Sammlungen als Orte der Wissensproduktion und -vermittlung; Sammlungs- und Wissenschaftsgeschichte des 16. bis 18. Jh.s
Publikationsauswahl
  • (Hg. mit Jochen Luckhardt und Judith Claus) Epochal – Meisterwerke des Herzog Anton Ulrich-Museums von der Antike bis Gegenwart, Petersberg 2009.
  • (Hg. mit Christian Scholl) Vor den Gemälden: Eduard Bendemann zeichnet. Bestandskat. der Zeichnungen eines Hauptvertreters der Düsseldorfer Malerschule in der Göttinger Universitätskunstsammlung, Göttingen 2012.
  • Die Englische Manier – Mezzotinto als Medium der graphischen Reproduktion und Innovation, Göttingen 2014.
  • Allegorische Andachtsbücher in Antwerpen – Jan Davids Texte und Theodoor Galles Illustrationen in den jesuitischen Buchprojekten der Plantiniana, Petersberg 2015.
  • (Hg. mit Stephan Brakensiek und Anette Michels) Copy.Right. Adam von Bartsch. Kunst – Kommerz – Kennerschaft, Petersberg 2016.