Sektion 4: Space – Museum – Gender. Materielle und immaterielle Manifestationen von (Kunst-)Sammlerinnen (1750–2024)
Paula Gauß, Braunschweig

Collecting Art – Künstlerinnen, Kunstsammlerinnen und Kunsthandel. Eine Feldanalyse zu Galka Scheyer und Kate T. Steinitz

„Schon damals bewunderte ich Jawlensky als Maler und Galka Scheyer als seine energische Vertreterin. Unser Tempel moderner Kunst in Kalifornien ist auf dem Grund gebaut, den sie als Pionierin in den zwanziger Jahren vorbereitet hat.“ (Kate T. Steinitz)

Steinitz spricht von einer leidenschaftlich zündenden Überzeugungskraft von Scheyer zu Alexej von Jawlenskys Einzelausstellung in der Kestner Gesellschaft im Jahr 1924, „[sodass] wir Damen der Kestnergesellschaft uns fürchteten, ins Inferno des Banausentums verbannt zu werden, wenn wir nicht mindestens je eine Landschaft und einen Kopf von Jawlensky gekauft hätten.” (Kate T. Steinitz, S. 128). Doch was wissen wir gegenwärtig über diese Damen, ihr Sammelverhalten, ihr Umfeld und den Verbleib der Kunstwerke, sprich ihrer materiellen Manifestation? Sowohl der Nachlass von Kate T. Steinitz als auch der von Galka Scheyer sind überwiegend in Kalifornien gesichert. Die historische Aufarbeitung zum Leben und Wirken dieser beiden bedeutenden Frauen und deren Durchsetzungsvermögen für das Kunstfeld, sind gegenwärtige Forschungsvorhaben in Niedersachsen. Zu nennen sind hier die Gründung des Galka Emmy Scheyer Zentrums in Braunschweig (2020) und das Forschungsprojekt „Von Hannover nach Los Angeles: Die Kunst von Käte Steinitz des Sprengel Museums Hannover (2023)”. Der folgende Vortrag soll anhand von Galka Scheyer und Kate T. Steinitz die weiblichen Räume als Künstlerinnen, Kunsthändlerinnen und Kunstsammlerinnen erforschen und deren Ein- und Ausschlussverfahren verdeutlichen. Die Genese des immateriellen Raums kann durch sogenannte Spielregeln der Akteure des Kunstfeldes (im Sinne von Pierre Bourdieu) veranschaulicht werden und dadurch relevante Aufschlüsse der sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen aufzeigen, sodass weit mehr als die benannten Damen von Steinitz sichtbar werden.

Der Forschungsbeitrag widmet sich abschließend der Diskussionsfrage nach einer gendergerechten Reflexion bereits hervorgegangener Darstellungsweisen der exemplarisch benannten Frauen und deren zukünftigen Entwicklung im musealen Kontext.

Kurzbiografie Paula Gauß
2013–2021Studium der Kunstwissenschaft und Medienwissenschaften in Braunschweig und San Diego (USA) (Masterarbeit: „Die Grenzen der Pop Art. James Francis Gill und das Phänomenon seiner Legitimation“)
seit 2021Promotionsstudium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig („Then and Now – Corita Kent und ihre Darstellungsmodi“)
seit 2023Wiss. Mitarbeit am Institut für Kunstwissenschaft, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Rezeptionsgeschichte; Kunstsoziologie; Kunst der Westküste der USA seit dem 20. Jh.
Publikationsauswahl
  • Von der nächsten Kunst, in: Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, BdWi (Hg.): Forum Wissenschaft (Kunst und Wissenschaft), Marburg 2022, S. 42–44.