Einer der originellsten Architekten des Barocks in den tschechischen Ländern war zweifellos Johann Blasius Santini-Aichl (1677–1723). Seine Bauwerke in Böhmen und Mähren sind Gegenstand zahlreicher Forschungen von Kunsthistoriker/-innen und Architekturhistoriker/-innen geworden. Dazu gehören zwei einzigartige Kirchenbauten in der Nähe von Brünn – die Benediktinerklosterkirche in Rajhrad (Raigern bei Brünn) und die Wallfahrtskirche des Namens der Jungfrau Maria in Křtiny (Kiritein). Beide Objekte weisen reiche Freskenausstattungen von Johann Georg Etgens (1691–1757) auf. Dieser Maler genoss in der Kunstgeschichte nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie Santini, jedoch galt er in der Mitte des 18. Jahrhunderts als der bedeutendste Maler und Freskenmaler in Mähren und schmückte viele Kirchenräume mit seinen Wandmalereien. Obwohl Santini ursprünglich keine Wandmalereien in seinen Projekten vorsah, schuf Etgens schließlich in Rajhrad (1726–1729) und Křtiny (1745–1747) Wandmalereien von außergewöhnlicher künstlerischer Qualität und einzigartigem Inhalt – natürlich in Zusammenarbeit mit den Auftraggebern – und gelangte so zu einer unerwartet eindrucksvollen Interpretation der Kirchenarchitektur Santinis. In diesem Beitrag werden Etgens’ Gemälde im Kontext der beiden Gebäude vorgestellt, wobei besonderes Augenmerk auf die Funktion der Gemälde und ihre Bedeutung innerhalb eines exklusiven, beispiellos komplexen ideologischen Programms gelegt wird.