Sektion 11: Bildräumlichkeit/Raumbildlichkeit – Paradigmatische Wechselbeziehungen und Übergänge ausgehend von VR
Berit Hummel, Berlin

Stadtbilder als hybride Erfahrungsräume

Die Stadt ist zentrales Sujet künstlerischer Repräsentation, da sie der Gesellschaft eine konkrete, sinnlich erfahrbare Form verleiht. Die Frage danach, was im Bild von der städtischen Wirklichkeit sichtbar wird, ist somit verbunden mit der Definition des Städtischen. Das Nebeneinander mehrerer, simultan existierender Wirklichkeiten ergibt sich aus der Unterschiedlichkeit subjektiver Wahrnehmungen. In der Stadt treffen eine Vielzahl solcher Perspektiven aufeinander, so dass es bereits auf dieser Ebene nicht eine Stadt gibt, sondern viele. Diese Kopräsenz von Differenzen erstreckt sich dabei gleichermaßen auf die räumliche wie auch zeitliche Ebene. Ausgehend von einer grundsätzlichen Hybridität städtischer Wahrnehmung stellt sich hinsichtlich der Darstellung im Kontext immersiver Bildwelten die Frage nach der konkreten räumlichen Erfahrung der Betrachterinnen und Betrachter.

Im Fokus stehen zwei in unterschiedlicher Weise auf Immersion abzielende Werke, T. J. Wilcox’ Videoinstallation „In the Air“ (2013) und Stan Douglas’ interaktive Raumerkundung „Ca. 1948“ (2014). Beide Arbeiten rekurrieren auf historisch verankerte mediale Vermittlungsformen von Stadt. Während die räumliche Konfiguration von Wilcox’ Videoinstallation mit dem Panorama auf Präsentationsformate aus dem zeitgeschichtlichen Entstehungskontext des Kinos zurückgreift, liegt Stan Douglas’ als App mit navigierbarer POV-Perspektive umgesetzter Film-Noir-Umgebung in Bezug auf die Darstellung städtischer Räume eine filmhistorisch einschlägige Bildsprache zugrunde. Ausgehend von diesen beiden Werken werden hinsichtlich der Verschränkung von Bild und Raum auf der Ebene des Städtischen Verbindungslinien zu einzelnen Aspekten in VR-Umsetzungen gezogen.

Kurzbiografie Berit Hummel
2012–2016DFG-Fellow am Center for Metropolitan Studies, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, TU Berlin
2016–2022Wiss. Mitarbeit am Institut für Architektur der TU Berlin und im Sonderforschungsbereich „Re-Figuration von Räumen“ an der TU Berlin
2021Promotion in Kunstgeschichte an der WWU Münster („Übergangsräume. Kinematografische Praktiken und urbaner Wandel in New York, 1959–1966“)
seit 2023Vertretungsprofessur in Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt „Moderne“, WWU Münster
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Künstlerische Praktiken und städtische Erfahrung; postdigitale künstlerische Arbeitsweisen; Intermedialität im Kontext der Avantgarden