Berufsgruppe Denkmalpflege
Freitag, 25. März 2022, 9:35– 9:55 Uhr, K2, Hörsäle 17.52 & 17.21
Timo Saalmann, Flossenbürg

Zur Konversion des Steinbruchs des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg

Zwanzig Hektar umfasst das Areal in Flossenbürg (Oberpfalz), auf dem die nationalsozialistischen Machthaber ein Konzentrationslager errichteten, um Häftlinge und den anstehenden Granit auszubeuten. Seit der Befreiung des KZ Ende April 1945 verändert sich das Gelände stetig: Der Steinbruch wird bis 2024 weiter in Betrieb sein, das eigentliche Lagergelände mit NS-zeitlichen Baudenkmalen ist eine Gedenkstätte, teils aber auch mit Privathäusern bebaut, und ein Ehrenfriedhof mit Kapelle, jüdischer Gebetsstätte sowie Denkmälern für nationale, politische und sozial stigmatisierte Häftlingsgruppen erinnert an die Opfer. Heute verbinden sich mit Flossenbürg (dem Ort, der Gedenkstätte, dem Steinbruch) unterschiedliche Wahrnehmungen: Konfrontiert mit der NS-Geschichte verdrängte der idyllisch gelegene, traditionsreiche Steinhauerort das Geschehene – dem Diskurs in der alten Bundesrepublik folgend – lange Zeit aus Scham und Sehnsucht nach einem Schlussstrich.

Spätestens 2024 wird der Steinbruch mit denkmalgeschützten lagerzeitlichen Gebäuden als Zeugnis der (oft tödlichen) Zwangsarbeit Teil der Gedenkstätte. Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg steht dann vor der Aufgabe, den Erinnerungsort für die historisch-politische Bildungsarbeit nutzbar zu machen. Dabei ist der Austausch mit anderen Fächern wie der praktischen und theoretischen Denkmalpflege wichtig.
Kurzbiografie Timo Saalmann
1998–2004Studium der Neueren Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Bochum (Magisterarbeit: „Jüdische Gemeinden und ihre Synagogen. Aspekte deutsch-jüdischer Identität und Bürgerkultur, 1860–1930")
2005–2010Promotion in Jena („Kunstpolitik der Staatlichen Museen Berlin 1920–1970“)
2010–2014Wiss. Volontär und wiss. Mitarbeiter an den Museen der Stadt Bamberg, Kurator der Ausstellung „Jüdisches in Bamberg“ (2013/14)
2014Wiss. Mitarbeiter am Jüdischen Museum Franken in Fürth
2014–2018Wiss. Mitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Projekt „Systematische Provenienzforschung“)
seit 2019 Wiss. Mitarbeiter an der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Koordinierung der Neukonzeption)
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus; materielle Kultur des 20. Jh.s; Museum Studies
Publikationsauswahl
  • Kunstpolitik der Berliner Museen 1919–1959 (Schriften zur modernen Kunsthistoriographie 6), Berlin 2014.
  • (mit Anja Ebert) Provenienzforschung und Authentizität, in: Thomas Eser et al. (Hgg.): Authentisierung im Museum. Ein Werkstatt-Bericht (RGZM – Tagungen 32), Heidelberg 2017, S. 59–68.
  • Die deutsch-tschechische Ausstellung „Die Elbe. Ein Lebenslauf – Labe. Život Řeky“ (1992/93), in: Andreas Martin und Norbert Fischer (Hgg.): Die Elbe. Über den Wandel eines Flusses vom Wiener Kongress (1815) bis zur Gegenwart, Leipzig/Stade 2018, S. 263–282.
  • Porträt des Grafen Otto Heinrich von Sinzendorf aus der arisierten Wiener Kunsthandlung Wengraf, in: Anne-Cathrin Schreck (Hg.): Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen des Germanischen Nationalmuseums zwischen 1933 und 1945 – Weitere Ergebnisse der Provenienzforschung, Nürnberg 2019, S. 110–125.
  • Der Historische Verein zu Bamberg und die ethnische Deutung der oberfränkischen Grabhügel, in: Ingo Wiwjorra und Dietrich Hakelberg (Hgg.): Archäologie und Nation, Heidelberg/arthistoricum.net 2021, S. 238–252, https://doi.org/10.11588/arthistoricum.801.c11985.