Mittwoch, 23. März 2022, 13:00–14:45 Uhr, K2, Hörsaal 17.01

Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte

Digitaler Formalismus – Muster, Taxonomien, Standards

Leitung: Peter Bell, Marburg / Lisa Dieckmann, Köln / Georg Schelbert, Berlin

Die aktuelle Diskussion des Formbegriffs, der wieder verstärkt als Grundlage der Disziplin Kunstgeschichte wahrgenommen wird, wirft auch die Frage nach dem Verhältnis zu digital basierten Methoden auf, da die digitale Verarbeitung kunsthistorischer Gegenstände von Beginn an unter Formalismusverdacht stand.

Digitale Technologien zur Dokumentation und Analyse von Kunstwerken und generell kulturhistorischen Ereignissen zielen zunächst auf vereinfachte, weitgehend raum- und zeitunabhängige Zugänglichkeit sowie die Handhabung großer Datenmengen. Eine strukturierte – „formalisierte“ – Beschreibung und Erfassung von Kunstwerken sowie Such- und Filterfunktionen erlauben schnellere und flexiblere Zugriffe auf große Corpora. Vergleich, Gruppenbildung und typologische Zuordnungen werden durch Rechner unterstützt. In einem weiteren Schritt entwickelt Machine Learning eigene Parameter zur Definition von Ähnlichkeiten auf der Basis von Musterdefinitionen und -vergleichen.

Auch wenn derartige Operationen auf quantitativen Parametern basieren und unter Anwendung von Rechenoperationen erfolgen, ist ihre Anwendung nur im Rahmen eines breiteren historischen Weltmodells sinnvoll. Dies gilt auch für die „traditionelle“ (kunst-)historische Arbeitsweise, bei der Einzelinformationen aus schriftlichen Quellen, Fotografien oder der Fachliteratur ebenfalls nicht für sich allein stehen können. Konzepte wie etwa die historische Entwicklung von Formen bilden den notwendigen Hintergrund, der ebenso mit digitalen Daten und Analyseergebnissen im Hinblick auf Erkenntnisgewinn in Beziehung gesetzt werden kann. Der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte auf dem 36. Deutschen Kunsthistorikertag möchte insbesondere ausloten, in welcher Form und Gewichtung eine Verbindung rechnerischer und hermeneutischer Vorgehensweisen jenseits simplifizierender Formalismusvorwürfe erfolgversprechend ist.

Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte
digitale-kunstgeschichte.de

 

Am Vortag des 36. Deutschen Kunsthistorikertages veranstaltet der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte als Vorkonferenz-Programm das zweite arthistoCamp als Online-Veranstaltung.

Bitte beachten Sie, dass bei allen Forumsveranstaltungen eine gültige Eintrittskarte vorzuzeigen ist.

Kurzbiografie Peter Bell
2000–2005Studium der Kunstgeschichte, BWL, Grafik und Malerei in Marburg
2006–2011Wiss. Mitarbeiter am SFB 600 „Fremdheit und Armut“ an der Universität Trier
2011Promotion („Getrennte Brüder und antike Ahnen. Repräsentationen der Griechen in der italienischen Kunst zur Zeit der Kirchenunion (1438–1472)“)
2011–2017Wiss. Mitarbeiter und Forschungsgruppenleiter in Heidelberg
2017–2021Juniorprofessor für Digital Humanities mit Schwerpunkt Kunstgeschichte an der FAU Erlangen-Nürnberg
seit 2021Professor für Kunstgeschichte und Digital Humanities an der Philipps-Universität Marburg
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Digitale Kunstgeschichte und Digital Humanities; Fremdheit/Alterität in Bilderzählungen von Spätmittelalter und Früher Neuzeit
Publikationsauswahl
  • (Hg. mit Piotr Kuroczyński und Lisa Dieckmann) Computing Art Reader. Einführung in die digitale Kunstgeschichte, Heidelberg/arthistoricum.net 2018.
  • (Hg. mit Antje Fehrmann, Rebecca Müller und Dominic Olariu) Maraviglia. Rezeptionsgeschichte(n) von der Antike bis in die Moderne. Festschrift für Ingo Herklotz, Köln 2021.
Kurzbiografie Lisa Dieckmann
1998–2004Studium der Kunstgeschichte, Deutschen Philologie und Historisch-Kulturwissenschaftlichen Informationsverarbeitung
seit 2005Wiss. Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln
2007–2009Wiss. Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Lichtbildarchiv Älterer Originalurkunden am Institut für Mittelalterliche Geschichte an der Philipps-Universität Marburg
seit 2008Geschäftsführerin bei prometheus – Das digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre e.V. am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln
2009–2013Projektkoordinatorin „Meta-Image – Forschungsumgebung für den Bilddiskurs in der Kunstgeschichte“ (Universität zu Köln, Humboldt-Universität zu Berlin, Leuphana Universität Lüneburg)
2010–2012Interimsprojektleiterin „Das digitale Historische Archiv Köln“ (Universität zu Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, Abt. für Rheinische Landesgeschichte der Universität Bonn)
2012Promotion an der Universität zu Köln („Traumdramaturgie und Selbstreflexion – Bildstrategien romantischer Traumdarstellungen im Spannungsfeld zeitgenössischer Traumtheorie und Ästhetik“)
seit 2017Projektleiterin „DigiRom – Digitale Erschließung von Postkarten und Druckgrafik des Rom e.V.“
seit 2020Co-Spokesperson des Konsortiums NFDI4Culture – Konsortium für Forschungsdaten des materiellen und immateriellen Kulturerbes
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Digitale Kunstgeschichte; Digital Humanities; nachhaltige Softwareentwicklung; Forschungsdateninfrastrukturen; deutsche Malerei der Romantik
Publikationsauswahl
  • Traumdramaturgie und Selbstreflexion: Bildstrategien romantischer Traumdarstellungen im Spannungsfeld zeitgenössischer Traumtheorie und Ästhetik, Diss. Köln 2015.
  • (Hg. mit Piotr Kuroczyński und Peter Bell) Computing Art Reader. Einführung in die digitale Kunstgeschichte, Heidelberg/arthistoricum.net 2018; darin: (mit Martin Warnke) Meta-Image und die Prinzipien des „Digitalen“ im Mnemosyne-Atlas Aby Warburg, S. 78–93.
  • Zwischen und Recall. Information Retrieval in Bildersuchmaschinen am Beispiel von „prometheus“, in: Maria Effinger et al. (Hrsg.): Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst: Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag, Heidelberg/arthistoricum.net 2019, S. 445–454.
  • Zusammenführung und Präsentation von heterogenen digitalen Objekten am Beispiel von prometheus – das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre, in: Andrea Geipel, Johannes Sauter und Georg Hohmann (Hgg.): Das digitale Objekt – Zwischen Depot und Internet, München 2020, S. 103–113.
Kurzbiografie Georg Schelbert
1987–1995Studium der Kunstgeschichte, mittelalterlichen Geschichte und Philosophie in München und Bonn
1997–2005Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte
2005Promotion zu einem Thema der Architekturgeschichte des 15. Jahrhunderts in Rom
2005–2011Wiss. Mitarbeiter im Fach Kunstgeschichte an der Universität Trier
seit 2011Wiss. Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter der Mediathek
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Architekturgeschichte der frühen Neuzeit, insbesondere in Rom; Planungs- und Dokumentationsmedien in der Kunstgeschichte; Digital Humanities in der Kunst- und Bildgeschichte, digitale Kunstgeschichte
Publikationsauswahl
  • Der Palast von SS. Apostoli und die Kardinalsresidenzen des 15. Jahrhunderts in Rom, Norderstedt 2007.
  • Digital Art History – Digitale Kunstgeschichte, Überlegungen zum aktuellen Stand, in: Piotr Kuroczyński, Peter Bell und Lisa Dieckmann (Hgg.): Computing Art Reader, Heidelberg/arthistoricum.net 2018, S. 40–57.
  • Ein Modell ist ein Modell ist ein Modell. Brückenschläge in der Digitalität, in: Piotr Kuroczyński et al. (Hgg.): Der Modelle Tugend 2.0. Digitale 3D-Rekonstruktion als virtueller Raum der architekturhistorischen Forschung, Heidelberg/arthistoricum.net 2019, S. 136–153.
  • (Hg. mit Moritz Wullen) Das Piranesi Prinzip, Ausst.-Kat. Kunstbibliothek Berlin, Leipzig 2020.