Die aktuelle Diskussion des Formbegriffs, der wieder verstärkt als Grundlage der Disziplin Kunstgeschichte wahrgenommen wird, wirft auch die Frage nach dem Verhältnis zu digital basierten Methoden auf, da die digitale Verarbeitung kunsthistorischer Gegenstände von Beginn an unter Formalismusverdacht stand.
Digitale Technologien zur Dokumentation und Analyse von Kunstwerken und generell kulturhistorischen Ereignissen zielen zunächst auf vereinfachte, weitgehend raum- und zeitunabhängige Zugänglichkeit sowie die Handhabung großer Datenmengen. Eine strukturierte – „formalisierte“ – Beschreibung und Erfassung von Kunstwerken sowie Such- und Filterfunktionen erlauben schnellere und flexiblere Zugriffe auf große Corpora. Vergleich, Gruppenbildung und typologische Zuordnungen werden durch Rechner unterstützt. In einem weiteren Schritt entwickelt Machine Learning eigene Parameter zur Definition von Ähnlichkeiten auf der Basis von Musterdefinitionen und -vergleichen.
Auch wenn derartige Operationen auf quantitativen Parametern basieren und unter Anwendung von Rechenoperationen erfolgen, ist ihre Anwendung nur im Rahmen eines breiteren historischen Weltmodells sinnvoll. Dies gilt auch für die „traditionelle“ (kunst-)historische Arbeitsweise, bei der Einzelinformationen aus schriftlichen Quellen, Fotografien oder der Fachliteratur ebenfalls nicht für sich allein stehen können. Konzepte wie etwa die historische Entwicklung von Formen bilden den notwendigen Hintergrund, der ebenso mit digitalen Daten und Analyseergebnissen im Hinblick auf Erkenntnisgewinn in Beziehung gesetzt werden kann. Der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte auf dem 36. Deutschen Kunsthistorikertag möchte insbesondere ausloten, in welcher Form und Gewichtung eine Verbindung rechnerischer und hermeneutischer Vorgehensweisen jenseits simplifizierender Formalismusvorwürfe erfolgversprechend ist.
➔ Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte
➔ digitale-kunstgeschichte.de
Am Vortag des 36. Deutschen Kunsthistorikertages veranstaltet der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte als Vorkonferenz-Programm das zweite arthistoCamp als Online-Veranstaltung.
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