Podium: Charlotte Klonk, Berlin / Ulrich Pfisterer, München
Die Öffnung des Faches Kunstgeschichte für neue Gegenstandsfelder und Weltregionen hat zu einer starken Ausdifferenzierung des Lehrangebots an den Universitäten und Hochschulen geführt. Bereits seit längerem lassen sich die Grenzen der Zuständigkeit unseres Faches nicht mehr an der „Propyläen Kunstgeschichte“ oder der „Belser Stilgeschichte“ festmachen. Außereuropäische Kunst, nicht-künstlerische Bilder und Artefakte aus verschiedensten sozialen oder kulturellen Kontexten werden zu Objekten kunsthistorischer Lehre; zugleich treten einstmals prägende Gegenstandsbereiche in ihrer Bedeutung zurück. Neben den Gegenstandsfeldern verändern sich – u. a. im Zuge der Digitalisierung – auch die Praktiken in der universitären Lehre. Und nicht zuletzt haben die Studiengangsreformen im Zuge des Bologna-Prozesses zu Tage treten lassen, wie unterschiedlich Struktur, Inhalte und Kernkompetenzen eines Studiums der Kunstgeschichte an verschiedenen Orten konzipiert werden.
Das Berufsgruppenforum soll das Motto des Kunsthistorikertages aufgreifen, um gleich in mehrfacher Weise nach der Form des Studiums der Kunstgeschichte zu fragen: Weisen die unterschiedlichen Studiengänge hinreichend viele Gemeinsamkeiten auf, um unter die gemeinsame Überschrift „Kunstgeschichte“ gefasst werden zu können? Können die Lehrprogramme noch sicherstellen, dass wir adäquat für die verschiedenen kunsthistorischen Berufsfelder ausbilden? Welche Rolle kommt dabei der Vermittlung einer Kompetenz für formale Analysen zu? Und kann es angesichts der so weitgehend ausdifferenzierten und über Europa hinausreichenden Gegenstandsbereiche der Kunstgeschichte noch erstrebenswert sein, eine vermeintlich universale Kompetenz zur Beschreibung und Analyse von Bildern, Artefakten und Bauten vermitteln zu wollen?
Das Forum soll Gelegenheit bieten, die skizzierten Fragen auf dem Podium und im Austausch mit dem Auditorium zu diskutieren. Die Zeit nach der Kaffeepause kann dabei genutzt werden, um über mögliche praktische Schlussfolgerungen, etwa die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum Thema, zu sprechen. Daneben soll auch die Möglichkeit eröffnet werden, in einer offenen Aussprache aktuelle Fragen aus dem Feld der Hochschulen und Forschungsinstitute anzusprechen, die über die zuvor diskutierten Themen der Hochschullehre hinausgehen.