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„Der Einsatz generativer Modelle im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens sollte angesichts der erheblichen Chancen und Entwicklungspotenziale keinesfalls ausgeschlossen werden“, so formuliert es die Deutsche Forschungsgemeinschaft in einer Stellungnahme zum Einfluss generativer Modelle für die Text- und Bilderstellung auf die Wissenschaften vom September 2023. Dafür seien aber bestimmte verbindliche Rahmenbedingungen erforderlich, um die gute wissenschaftliche Praxis und die Qualität wissenschaftlicher Ergebnisse zu sichern. Gleichzeitig legt die DFG in der besagten Stellungnahme einige Leitlinien vor und kündigt an, „in einem fortlaufenden Prozess die Chancen und möglichen Risiken des Einsatzes generativer Modelle in den Wissenschaften und in ihrem eigenen Förderhandeln [zu] analysieren und [zu] bewerten.“
(Zit. nach: KI, ChatGPT und die Wissenschaften – DFG formuliert Leitlinien für Umgang mit generativen Modellen zur Text- und Bilderstellung, Information für die Wissenschaft Nr. 72, 21. September 2023)
Die Möglichkeiten des Einsatzes von „Künstlicher Intelligenz“ sowohl im Bereich der Textgenerierung (ChatGPT) wie auch im Bereich der Bilderstellung (DALL-E) erfordern nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre größte Aufmerksamkeit: Was als Chance, als Problem oder als Gefahr wahrgenommen wird, ist für das Fach Kunstgeschichte noch keineswegs konturiert. Für Forschung und Lehre bedeutet die Nutzung von KI in jedem Fall ein hohes Maß an methodischer Reflexion.
Für die Forschung stellt sich die Frage, in welcher Form die Recherche mit Hilfe von KI einen Anschub zu geben vermag? Beschleunigen sich nur einzelne Verfahren oder verändern sich Fragestellungen und Methoden? Kann die immer erfolgreicher werdende Bilder- bzw. Ähnlichkeitssuche ganze Felder der Forschung „ersetzen“? Immerhin ermöglicht ChatGPT in der Version 4.0 eine Bildeingabe sowie deren Analyse und Beschreibung (Skizzen und Fotos). Wie massiv könnten sich die Aufgabenfelder, Methoden und Fragestellungen der Kunstgeschichte zukünftig verändern (bis hin zur Annäherung an Methoden der nicht-geisteswissenschaftlichen Fachkulturen)? In welcher Form muss die Frage der Autorin oder des Autors (bzw. eine mit ChatGPT geteilte Autorschaft) anders diskutiert werden?
In der Lehre muss in Zeiten von ChatGPT neu über Sinn und Nutzen der kunsthistorischen Prüfungsleistungen nachgedacht werden: Welche (Prüfungs-)Leistungen sind überhaupt sinnvoll? Welche Kenntnisse, welches Wissen, welche Kompetenzen sollten die Studierenden im Idealfall erwerben? Welche Probleme entstehen mit Blick auf bisherige Lehrformen? Die Reflexion soll über die Frage danach, wie von ChatGPT erstellte Texte erkannt und als Täuschungsversuch sanktioniert werden können, hinausgehen und danach fragen, wie die abzufragenden Leistungen und Erwartungen an die erwünschten Lehr-/Lernerfolge angepasst und verändert werden sollten und ChatGPT eventuell sogar als Lehrmodell eingesetzt werden kann. Besondere Beachtung muss dabei die Tatsache finden, dass sich die Bildwissenschaften in der Textgenerierung auf einem anderen Terrain befinden als die philologischen Fächer, da die Versprachlichung von Bildern eine gleichermaßen intellektuelle wie kreative Aufgabe darstellt, die mit Hilfe von KI (noch) nicht zu leisten ist.
Im Forum sollen im Anschluss an Impulsbeiträge diese weitreichenden Fragen unter Beteiligung von Forschenden, Lehrenden und Studierenden im Plenum diskutiert werden. Und um es gleich zu klären: Dieser Text wurde nicht mit ChatGPT geschrieben.