Berufsgruppe Hochschulen und Forschungs­institute

Welcher Raum für ChatGPT und DALL-E? Forschen und Lehren mit KI in der Kunst­geschichte

Leitung: Peter Schmidt, Hamburg / Anna Schreurs-Morét, Freiburg i. Br.

Beiträge:

  • Jacqueline Klusik-Eckert, Düsseldorf
  • Janne Lenhart, Bonn
  • Roland Meyer, Bochum

„Der Einsatz generativer Modelle im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens sollte angesichts der er­heb­lichen Chancen und Entwicklungspotenziale keinesfalls ausgeschlossen werden“, so formuliert es die Deutsche Forschungs­gemeinschaft in einer Stellungnahme zum Einfluss generativer Modelle für die Text- und Bild­erstellung auf die Wissen­schaften vom September 2023. Dafür seien aber bestimmte verbindliche Rahmen­bedingungen erforder­lich, um die gute wissen­schaftliche Praxis und die Qualität wissen­schaftlicher Ergeb­nisse zu sichern. Gleich­zeitig legt die DFG in der besagten Stellung­nahme einige Leit­linien vor und kündigt an, „in einem fort­laufenden Prozess die Chancen und möglichen Risiken des Einsatzes generativer Modelle in den Wissen­schaften und in ihrem eigenen Förder­handeln [zu] analysieren und [zu] bewerten.“
(Zit. nach: KI, ChatGPT und die Wissenschaften – DFG formuliert Leitlinien für Umgang mit genera­tiven Modellen zur Text- und Bild­erstel­lung, Information für die Wissenschaft Nr. 72, 21. September 2023)

Die Möglichkeiten des Einsatzes von „Künstlicher Intelligenz“ sowohl im Bereich der Text­generierung (ChatGPT) wie auch im Bereich der Bild­erstellung (DALL-E) erfordern nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre größte Aufmerksam­keit: Was als Chance, als Problem oder als Gefahr wahr­genommen wird, ist für das Fach Kunstgeschichte noch keineswegs kon­turiert. Für Forschung und Lehre bedeutet die Nutzung von KI in jedem Fall ein hohes Maß an metho­discher Reflexion.

Für die Forschung stellt sich die Frage, in welcher Form die Recherche mit Hilfe von KI einen Anschub zu geben vermag? Beschleunigen sich nur einzelne Verfahren oder verändern sich Frage­stellungen und Methoden? Kann die immer erfolg­reicher werdende Bilder- bzw. Ähnlich­keits­suche ganze Felder der Forschung „ersetzen“? Immerhin ermöglicht ChatGPT in der Version 4.0 eine Bild­eingabe sowie deren Analyse und Beschreibung (Skizzen und Fotos). Wie massiv könnten sich die Aufgabenfelder, Methoden und Frage­stel­lungen der Kunst­geschichte zukünftig verändern (bis hin zur An­näherung an Methoden der nicht-geistes­wissen­schaft­li­chen Fach­kulturen)? In welcher Form muss die Frage der Autorin oder des Autors (bzw. eine mit ChatGPT geteilte Autorschaft) anders diskutiert werden?

In der Lehre muss in Zeiten von ChatGPT neu über Sinn und Nutzen der kunst­histori­schen Prüfungs­leistungen nach­gedacht werden: Welche (Prüfungs-)Leistungen sind überhaupt sinnvoll? Welche Kenntnisse, welches Wissen, welche Kom­pe­tenzen sollten die Studierenden im Ideal­fall erwerben? Welche Probleme entstehen mit Blick auf bisherige Lehrformen? Die Reflexion soll über die Frage danach, wie von ChatGPT erstellte Texte erkannt und als Täuschungs­ver­such sanktio­niert werden können, hinaus­gehen und danach fragen, wie die abzu­fragen­den Leistungen und Erwar­tungen an die erwünschten Lehr-/Lern­er­fol­ge ange­passt und verändert werden sollten und ChatGPT eventuell sogar als Lehrmodell eingesetzt werden kann. Besondere Beachtung muss dabei die Tatsache finden, dass sich die Bild­wissen­schaften in der Text­generie­rung auf einem anderen Terrain befinden als die philo­logischen Fächer, da die Versprach­lichung von Bildern eine gleicher­maßen intellek­tuelle wie kreative Aufgabe darstellt, die mit Hilfe von KI (noch) nicht zu leisten ist.

Im Forum sollen im Anschluss an Impuls­beiträge diese weit­reichen­den Fragen unter Beteili­gung von For­schenden, Lehrenden und Studieren­den im Plenum diskutiert werden. Und um es gleich zu klären: Dieser Text wurde nicht mit ChatGPT geschrieben.

 

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