Diskussion: Anne-Christine Brehm, Freiburg i. Br. / Stefan Bürger, Würzburg / Mirjam Egner, Würzburg / Nikolaus Koch, Wiesbaden / Marc Carel Schurr, Trier
Architekturgeschichte und Bauforschung gehörten lange zu den Schwerpunkten in der Ausbildung von Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern im deutschsprachigen Raum. Bis heute übt die Geschichte mittelalterlicher Bauten eine Faszination aus, die auch die breite Öffentlichkeit begeistert. Dies zeigt die Instandsetzung der Kathedrale Notre Dame in Paris nach dem Brand im April 2019. Regelmäßig gibt es Presseberichte über spektakuläre Entdeckungen, die von der internationalen Presse eifrig aufgegriffen werden. Blickt man auf ein solches Leuchtturmprojekt eines weltweit berühmten Bauwerks, wirft dies die Frage auf, wie es abseits davon aussieht.
Nachdem es in Deutschland lange Jahrzehnte eine lebhafte Architekturgeschichte gab, ergänzt vor allem seit den 1980er Jahren durch das Gebiet der Bauforschung, scheint es mittlerweile eher still geworden zu sein. Bedeutende Bauten wie die Dome in Speyer und Regensburg waren seit den 1970er Jahren umfassend untersucht worden. Sie revolutionierten unser Bild mittelalterlicher Sakralbauten und ihrer Entstehungszusammenhänge. Orchestriert wurde dies durch eine lebhafte Forschungslandschaft an Universitäten, Denkmalämtern und Bauhütten, die den fachlichen Diskurs beflügelte.
Mittlerweile hat die Zahl der auf Architektur spezialisierten Forschenden an Universitäten dramatisch abgenommen. Oft findet man zu bestimmten Aspekten überhaupt keine Spezialisten mehr. Verschärft wird das Problem dadurch, dass auch bei den Denkmalämtern mangels Personal kaum noch Ressourcen vorhanden sind, sich wissenschaftlich mit bestimmten Bauten auseinanderzusetzen und die dadurch aufgeworfenen Fragen für ein breiteres (Fach-)Publikum aufzuarbeiten.
Im Fachforum soll einerseits aus verschiedenen Blickwinkeln der derzeitige Stand durch Fachleute und jüngere Kollegen und Kolleginnen diskutiert werden, andererseits sollen Perspektiven aufgezeigt werden, wie man in Zukunft den Feldern der Architektur und Bauforschung innerhalb der Kunstgeschichte eine deutlichere Rolle sichern und im Hinblick auf eine breitere Öffentlichkeit die Bedeutung und Faszination mittelalterlicher Bauten wieder stärker ins Bewusstsein rücken kann.
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