Die Sektion nimmt die öffentliche Inszenierung solcher Bilder und Objekte in den Blick, denen im Spätmittelalter Heilswirkung zugesprochen wurde. Den Genius loci der Tagung aufnehmend, geht es dabei vorrangig um die Reichsstadt Nürnberg als Untersuchungsfeld. Hier lassen sich besser als andernorts grundlegende Studien durchführen, die auf einer großen Zahl relevanter Objekte (z. B. Reichskleinodien, Sebaldusgrab, Konstantin-Helena-Ikone) aufbauen können, die sich zudem durch die zeitgenössischen Quellen kontextualisieren lassen. Auch die räumliche Verortung der Phänomene ist durch die hervorragend dokumentierte Topografie Nürnbergs möglich.
Mittelalterliche Bildwerke waren mehr als ästhetische Artefakte, sie verlangten eine unmittelbar erfahrbare Inszenierung im öffentlichen Raum. Reliquien waren kaum denkbar ohne ein Publikum, das sie verehrte und bereit war, hierfür Abgaben zu leisten. In den performativen Akten der Weisungen vollzog sich die publikumswirksame Heilserfahrung. Alljährlicher Höhepunkt in Nürnberg war die Präsentation der Reichskleinodien, für die ein turmartiger Heiltumstuhl auf dem Hauptmarkt errichtet und als Handreichung ein illustriertes Büchlein gedruckt wurde. Die Veranstalter nutzten die Schauen zur Selbstdarstellung, auch in bewusster Konkurrenz zu benachbarten Orten wie z. B. Bamberg oder auch Altötting.
Die Forschung zu diesem Themenkomplex ist in der jüngeren Vergangenheit stetig intensiviert worden, so dass es an der Zeit ist, am Beispiel Nürnberg die Ergebnisse zu reflektieren und Neuansätze auszuloten. Die Sektion möchte dazu anregen, die ästhetische wie magische Wirkung ebenso zu hinterfragen wie die gesellschaftlichen Kontexte. Was verbanden die Besitzer und die Besucher mit den Präsentationen? Welche Rolle spielte Licht bei der Inszenierung von Heilsobjekten? Welche ephemeren oder ständigen Auswirkungen hatten die Präsentationen auf den umgebenden Stadtraum? Gab es ortsspezifische Charakteristika in der Inszenierung von Heilsobjekten?