Die Neugestaltung des Pariser Stadtbildes vollzog sich nach der Französischen Revolution einerseits in einem ständigen Alternieren von Revolutionen und Restaurationen, andererseits im Zeichen eines konstanten Um- und Ausbaus des urbanen und infrastrukturellen Raums. Aus der Genese des öffentlichen Raums resultierte die Notwendigkeit, diesen den jeweiligen politischen Legitimationsabsichten entsprechend mit neuen Zeichen, Monumenten und repräsentativen Raumensembles zu markieren. Hierfür beseitigte der Revolutionsvandalismus zuerst die Zeichen des Ancien Régime. Die Französische Revolution nahm dann auf dieser tabula rasa eine flächendeckende „Neuordnung der Dinge“ vor. Diese Initiativen der Neumodellierung des öffentlichen Raums sowie der Neugründung von Institutionen zur Pflege des nationalen Kulturerbes (Museen) stellten eine veritable Kulturrevolution dar.
In deren Folge ist die spätere Entstehung von Orten der Wissensspeicherung und -vermittlung (Bibliotheken, Industrieschauen, Weltausstellungen), die Anlage neuartiger Freizeit- und Konsumräume (Parks, Tivolis, Passagen) und die zeitspezifische Infrastruktur-Architektur (Bahnhöfe, Metro) zu sehen, die – der Idee der freien Zugänglichkeit, Interaktion und Zirkulation gehorchend – für jene Raumrevolution stehen, die die Sektion explizit machen will. Der Zeitrahmen wird bis Le Corbusiers „Plan Voisin“ von 1925 gesteckt, dessen radikale urbanistische Abkehr vom 19. Jahrhundert den Gestus der Revolutionen seit 1789 fortsetzte.
Im Anschluss an jüngere Ansätze, die über die statischen Begriffe von Stadtbild und Repräsentation hinauszugehen versuchen, will die Sektion dazu einladen, Bild und Raum in ein kritisches Verhältnis zu setzen, um deren politisches und urbanes Potential im Sinne einer Renaissance der kunsthistorischen Stadt(bau-)forschung neu zu bestimmen und das Verhältnis von (statischem) Bild und (dynamischem) Raum, von Betrachtung und Benutzung, von Konstanz und Wandel des Urbanen neu zur Diskussion zu stellen.