Der Beschriftung kommt in heutigen Präsentationen von Kunst eine enorme Bedeutung zu. Gehörten traditionell werkinterne Schriftzeichen, die sich zu Monogrammen, Signaturen, Datierungen oder Titel fügten, und später werkexterne Objektschilder, Wall Labels im eigentlichen Sinn, zu den Elementen der Identifizierung und Erläuterung von Kunst, sind es heute Saalüberschriften und ganze Wandtexte, die zusätzlich die Architekturen von Ausstellungen strukturieren und mitbestimmen. Die Sektion wendet sich diesen Konstellationen von Bild und Text im Raum zu, indem sie Theorien von Schrift am Werk und kuratorische Praktiken gemeinsam in den Blick nimmt. Debatten um Arnold Gehlens „Kommentarbedürftigkeit“, Gérard Genettes „Paratext“ und Jacques Derridas „Parergon“, welche die Kunstwissenschaft seit den 1990er-Jahren immer wieder führt, spielen hierbei genauso eine Rolle wie die Umsetzung der Vermittlung von Kunst in zeitgenössischen Ausstellungsräumen. Von ausführlichen Informationen über politische oder gesellschaftliche Kontexte, die für das Verständnis von Kunstwerken in jüngerer Zeit an Gewicht gewinnen, bis zur absichtsvollen Vermeidung jeglicher Schriftzusätze, die in vermeintlicher Kongruenz zur reinen Anschauung im White Cube steht, reicht das Spektrum der unterschiedlichen Möglichkeiten. Das Augenmerk der Sektion gilt dabei Fragen, denen sich das Ausstellungsdesign mit Blick auf das experimentelle Zusammenspiel von Bild, Text, Innen- und Außenraum vor dem Hintergrund der Digitalisierung sowie einer differenzsensiblen Adressierung stellt. Die Vorträge widmen sich Fallbeispielen von spezifisch kuratierten Ausstellungen und künstlerischen Praktiken im deutsch- und englischsprachigen Raum.